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1. Alte Geschichte - S. 132

1879 - Dillenburg : Seel
— 132 — für wehrhaft erklärt, d. H. feierlich mit Schwert, Speer und Schild geschmückt und dadurch iu die Zahl der Männer aufgenommen wurde. Nun durfte er mit in bett Krieg stehen, an den Volksversammlungen Theil nehmen und bei allen öffentlichen Angelegenheiten seine Stimme abgeben. f. Religion der Germanen. Hinsichtlich der Religion unserer Vorfahren haben uns die römischen Schriftsteller Cäsar und Tacttns nur weuige Nachrichten hinterlassen; vieles von deutschen Aufzeichnungen mag auch durch den Eifer der Priester der ersten christlichen Zeit verloren gegangen sein, da diese alle Spuren des Götterglanbens Zu vertilgen suchten. Dem Forschungseifer neuerer deutscher Gelehrten, welche die Götterlehre der nordischen Völker studirten und mit den erhalten gebliebenen Mittheilungen verglichen, verdanken wir einige Kenntnis der altdeutschen Mythologie. Dieselbe ist, kurz zusammengefaßt, folgende: Ehe alles sein Dasein erhielt, gab es nur eine große Leere, einen unermeßlichen Abgrund. In demselben hauste der Riese Amir, in welchem alle Stoffe vereinigt waren. Ans diesen entstanden das kalte und dunkle Niflheim irrt Norden und das sonnige, warme Mus-pelhetm im Süden. Die Knh Andhnmbla, welche mit Imir zugleich entstanden war, leckte aus den Eisblöcken des Nordens den Riesen Bör und die Riesin Bestla, die Eltern der Riesen Odin, Wili und We. Diese Letzteren tödteten den Riesen 2)mir; aus seinem Blute wurde das Meer, aus dem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, ans bett zerbrochenen Gebeinen die Steine, aus bent Scheibet der Himmel, ans dem Gehirn die Lnst und die Wolken; die Augenbrauen bildeten rund um die Erde die Burg Midgard, welche den Menschen als Wohnung überwiesen wurde. Die Menschen waren aus zwei Bäumen, der Esche und der Erle, welche die drei Brüder am Meeresufer gefunden harten, gebildet worden. Innerhalb der Menschen-Wohnungeu liegt A s e n h e i m, die Wohnung der A s e n. Das Oberhaupt derselben, Odin, und seine Gemahlin Frigga wohnen in der von Gold schimmernden Bnrg Walaskialf. Odin ist der Vater aller Wesen; er überschaut und beherrscht alles. Er ist der Gott des Himmels und des Sturmes, auch des Sturmes der Begeisterung in den Herzen der Krieger. Auf feinen Schaltern sitzen die beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung), welche^ ihm alles ins Ohr flüstern, was geschehen ist und geschieht. Die in der Schlacht erschlagenen Helden läßt Odin von den Walküren,

2. Mittelalter - S. 84

1879 - Dillenburg : Seel
— 84 — kische Sagenkreis, der Held ist Siegfried, dessen Wohnsitz Santen (Xanten); der bnrguudische Sagenkreis mit seinen Helden Günther, Ger not. Giselher, Hagen und Volker in Worms; der ostgothische Sagenkreis, dessen Held Dietrich von Bern ist; der Sagenkreis von Attila (Etzel), dem Hunnenkönig und seinem Dienstmann Dietrich voubechlarn, und der normannische Sagenkreis, welcher uns nach Friesland und aus die Nordsee-Juseln versetzt und uns hauptsächlich vom Friesenkönig Het'tel und seiner Tochter Gudrun erzählt. Die vier ersten der genannten Sagenkreise sind verschmolzen in der Nibelungensage, aus dem letzteren ist uns das i Gudrnnlied ausbewahrt. A. Das Nibelungen-Lied. Zu Worms am Rhein wohnte der Burgunderkönig Günther mit seinen Brüdern Ger not und Giselher und vielen herrlichen Helden, wie Hageu von Tronei, Volker von Alzei und Ortwin von Metz. Gnnther's schöne Schwester Kriem-hild wuchs unter der sorgsamen Pflege ihrer Mutter Ute zur blühenden, lieblichen Jungfrau heran. Zu derselben Zeit herrschte zu Santen am Niederrhein der König Sigmund, dessen Gemahlin Sigelin de ihm eilten Sohn geboren hatte, den zu edler Gestalt und ritterlicher, unüberwindlicher Kraft Heranwachsenden Sigfried. Dieser hört, nachdem er schon viele Abenteuer be-standen, von der herrlichen Jungfrau zu Worms, und trotz der i bekannten Abneigung Kriemhildens gegen alle Freier und trotz des eutschiedeueu Abmahnens von Seiten Sigmunds zieht Sigfried nach Worms, um die Kriemhild zu miuuen, d. H. um sie werben. Voll Staunen und mit ausgesuchter Freundlichkeit wird der statt- 1 liche Jüngling empfangen; keiner kennt ihn, nur Hagen von Tronei, der alle Laude und ihre Helden kennt, kann sagen, wer er ist. Zwar weiß auch er es nicht gewiß; aber er hat gehört, wie Sigsried das Geschlecht der Nibelungen besiegt und diesen den ungeheuren Schatz, das gefeite Schwert Balmuug und die unsichtbarmachende Tarnkappe abgenommen, wie er im Kampfe einen Drachen erschlug und sich in dessen Blute gebadet hat und dadurch unverwundbar geworden ist. Als er den starken Recken sieht, sagt er, es könne niemand anders sein, als Sigfried. Sigfried bleibt über ein Jahr . in Worms, ohne aber die Kriemhild nur einmal gesehen zu haben. Da gibt ein Krieg des Burgunderkönigs gegen den Sachsenkönig ;

3. Mittelalter - S. 85

1879 - Dillenburg : Seel
— 85 — Liutgar und den Dünenkönig Lintgast dem Sigfried Gelegenheit, sich durch Heldenthaten auszuzeichnen und die Burgunderkönige 311 Dank zu verpflichten. Bei den Zu Ehren des Sieges veranstalteten Festlichkeiten und Ritterspielen sieht Siegfried die Kriem-hild und gewinnt sie lieb um ihrer Anmuth willen, und auch in Kriemhildens Herz entbrennt die Liebe zu dem schönen und kühnen Jünglinge. Noch aber wagt Siegfried nicht, um Kriemhildens Hand zu bitten. Da fordert Günther den Siegfried auf, ihu nach Island zu begleiten, dessen Königin Brunhilde er zum Weibe begehreu wolle. Brunhilde aber war eine kühne, starke Jnugfrau und forderte von jedem Freier, daß er sie in öffentlichem Kampfe besiege. Sigfried begleitet Günther, und nur mit seiner Hülfe, die er unter der Tarnkappe leistete, so daß jener nur die Geberde des Kampfes zu machen brauchte, gelang Günther die Bewältigung der Brunhilde. Brunhilde wird Gnnthers Weib, und Günther hält sein vorher gegebenes Versprechen, seine Schwester Kriemhild dem Sigfried zum Weibe zu geben. Aber schon während der Hochzeit beginnt die Schürzung des unheilvollen Knotens, ohne daß man das schreckliche Ende schon jetzt erkennen kann. Während der Feier nemlich bedauert Bruuhild, daß Günther seine Schwester einem Dienstmann gegeben habe und nicht einem Fürsten; Günther verspricht, ihr das zu einer andern Zeit zu erzählen. Am Abende ringt Bruuhild nochmals mit Günther und überwältigt ihn, und bei dem am nächsten Abende nochmals stattfindenden Kampfe kämpft wieder Sigfried für Günther, besiegt Brnnhild, nimmt ihr einen Ring und den Gürtel und schenkt diese Kleinodien seiner geliebten Kriemhild, ihr auch verrathend, wie er zu denselben gekommen sei. Damit beginnt die Entfaltung des noch ruhenden Unheils. Zehn Jahre des ungetrübten Glückes in der herzlichen gegenseitigen Zuneigung und der Liebe zu ihrem Kinde verfließen bei den Eltern Sigmund und Sigelinde sehr rasch. Dann veranlaßt die eifersüchtige Brnnhild den Günther, Sigfried und Kriemhilde zu einem Feste einzuladen. Diese folgen der Einladung. Bei einem Kirchgänge entsteht Streit zwischen den beiden Königinnen um den Vortritt; Brunhilde wirst der Kriemhilde vor, daß ihr Gemahl ein Dienstmann Günthers sei und daß sie also nachzustehen habe; Kriemhilde dagegen behauptet, daß Bruuhilde nicht von Günther, sondern von Sigsried überwunden worden sei und zeigt zum Beweise dessen, daß sie alles wisse, den Ring und den Mrtel. Die dadurch tödtlich beleidigte Bruuhilde schwört grau-

4. Mittelalter - S. 86

1879 - Dillenburg : Seel
— 86 — fame Rache und weiß Hagen zu ihrem Werkzeuge zu gewinnen, der es sofort auf sich nimmt. Sigfried zu todten. Die arglose : Kriemhild verräth dem Hagen auch noch die verwundbare Stelle ihres Gatten und bezeichnet sie durch ein eingenähtes Kreuz, damit Hagen in dem geplanten Kriegszuge den Sigfried um so sicherer schützen könne. Nun dies verrathen ist, wird der Heeres- ] zng aufgegeben und statt dessen eine große Jagd veranstaltet, j Auch dabei zeichnet sich Sigfried aus, so daß alle feine Stärke und Gewandtheit anerkennen. Bei dem nun folgenden Mahle fehlt der Wein — der arge Hagen hatte ihn absichtlich zurückgelassen —, und man beschließt, eine nahe Quelle aufzusuchen und dort den Durft zu löschen. Im Wettlauf nach derselben bleibt Sigfried wiederum Sieger. Während derselbe sich bückt und trinkt, entfernt Hagen schleunigst alle Waffen und stößt ihm den Speer in die verwundbare Stelle. Wie ein getroffener Leu fährt i der Held empor und stürzt mit erhobenem Schild auf feinen Mörder los, so heftig auf ihn schlagend, daß die Edelsteine ans dem Schilde losfpringen und der Schild endlich zerbricht. Kraft- 1 los bricht der edle Held zusammen, klagend Über die Treulosig- j feit feiner Freunde und das Schicksal feiner Gattin und feines ; Kindes, letztere noch im Tode der Huld und Gnade Gunther's •? empfehlend. Um die Rache an Kriemhilden um so grausamer zu machen, ließ Hagen den Leichnam Sigfried's während der Nacht vor die Kammerthüre der Kriemhilde legen, wo sie ihn morgens, ; als sie zur Frühmesse gehen wollte, fand. Ihr Schmerz war maßlos; sie ließ den Leichnam in einen Sarg von Gold und Silber legen und faß drei Tage neben demselben im Dom. Als nach den drei Brüdern auch Hageu au die Leiche herantrat, sing die Wunde wieder an zu bluten; so wurde Hagen als Mörder verrathen, worauf er feine That auch eingeftand. Nach der Be-ftattung Sigfrieds verließ Sigmund mit feinen Nibelungen den Ort der Mutigen That; Kriemhilde aber blieb und verlebte drei- : zehn Jahre bitteren Schmerzes und Grames. _ ] Da stirbt im fernen Ungarlande König Etzels (Attila f. Thl. I. j S. 149) Gemahlin, die fagenberühmte Helche, und die Mannen Etzel's suchen eine andere Gemahlin für ihn. Kriemhilde, • Sigfrieds Witwe, wird ihm vorgeschlagen. Nach langem Zögern willigt Etzel ein und sendet Rüdiger von Bechlarn an den Burgunderhof zur Werbung, welche nach einigen Bedenken von Kriemhilde angenommen wird in der Hoffnung, dadurch Gelegenheit zur Rache zu finden. Mit großer Pracht und umgeben von

5. Mittelalter - S. 87

1879 - Dillenburg : Seel
— 87 — zwanzig Königen empfängt Etzel seine neue Gattin; in seinem Gefolge befand sich auch Dietrich von Bern, der Gothenkönig, der Beherrscher der Amelungen. — Nachdem Kriemhilde dreizehn Jahre an Etzel's Hos gelebt, äußert sie den Wunsch, ihre Verwandten zu sehen, welche auf Etzels Einladung trotz der Warnung Hagen's sich zu der Reise entschließen. Unterwegs finden sie gastfreie Aufnahme und köstliche Bewirthuug auf den Gütern Rüdigers von Bechlarn, dessen Tochter sich mit Giselher verlobt. Aber schon der Empfang an Etzel's Hofe — Kriemhilde küßte nur ihren jüngsten Bruder Giselher, während sie die andern keines Blickes würdigt — bestätigt Hagens Befürchtungen und läßt ihn sich vorbereiten zum Kampf auf Leben und Tod. Kriemhilde eröffnet denselben selbst, indem sie mit einer Schar Hunnen gegen Hagen anstürmt; entsetzt aber weichen diese zurück, als Hagen das Schwert Sigsrieds, Balmnng genannt, nur vorzeigt. Da beginnt Blödel, Etzel's Bruder, den Kampf; der niedere Adel und die Knechte der Burgunden werden in der Herberge niedergemacht. Nur einer, Dankwart, rettet sich und bringt die Nachricht in die Königsburg. In furchtbarem Zorne über das Geschehene schlägt Hagen dem Sohne der Kriemhilde und Etzel's den Kopf ab und wirft ihn der Mutter in den Schoß. Nun besetzen die Burgunden den Eingang des Saales, und ein gräßliches Morden beginnt, das nur durch die einbrechende Nacht gehemmt wird. Als Kriem-hild die Auslieferung Hagen's verlangt, wird ihr Begehren zurückgewiesen; Gernot ruft: „Wir sterben mit Hagen!" Daläßt Kriemhilde den Saal an vier Ecken anzünden und bringt dadurch die Burgunden :n die äußerste Noth. Entsetzen aber ergreift sie, als auch Rüdiger von Bechlarn seine Mannen gegen sie führt; alle Helden fallen, nur Günther und Hagen bleiben übrig, sich immer noch wehrend gegen die Uebermacht. Sie werden bezwungen von Dietrich von Bern, der sie gefangen vor Kriemhilde führt. Mit eigner Hand tödtete Kriemhilde die beiden, erbittert aber dadurch den alten Hilde brand so, daß er herzuspringt und das „Teufelsweib" neben den Leichen ihrer Todfeinde niederstreckt. „Hier hat die Mär ein Ende: das ist der Nibelungen Lied". (Vergleiche die meisterhafte Darstellung in Vilmar's Literaturgeschichte.) B. Gudrun. An der Nordseeküste wohnte ein Volk, die Hegelingen (Friesen), dessen König Hettel mit Hilde, der Tochter des

6. Mittelalter - S. 88

1879 - Dillenburg : Seel
Königs Hagen von Irland vermählt war. Aus dieser Ehe entsprangen ein Sohn, Ortwin, und eine Tochter, Gudrun genannt. Ortwin wurde von dem berühmten Helden Wate in allen ritterlichen Künsten unterrichtet; Gndrnn wuchs zu einer herrlichen, sittsamen Jungfrau heran. Um Gudrun wirbt H art-mnt, ein Normannenkönigssohn; aber alte Feindschaft Zwischen den Normannen und den Hegelingen läßt die Werbung ohne Erfolg bleiben. Da schleicht sich Hartmut in die Burg Hettel's, und nachdem er die wunderbare Schönheit der Gudrun geschaut und von ihr wieder eine abweisende Antwort auf seine Werbung erhalten, Zieht er ab mit dem Schwur im Herzen, sich der Geliebten mit Gewalt zu bemächtigen. Nach seinem Abzüge tritt Herwig, der König von Seeland, mit seiner Werbung um Gudrun auf und zwingt durch einen Kampf den Hettel, Gudrun mit ihm zu verloben; nach dem Wunsche der Eltern soll sie noch ein Jahr zu Hause bleiben. Dies Jahr wird verhängnisvoll für die Verlobten. Um einen kriegerischen Einfall Sigfrieds von Mor-land in Seeland zu rächen, zieht Herwig gegen denselben, und Hettel unterstützt ihn dabei so kräftig, daß seine eigene Burg fast wehrlos bleibt. Diesen Umstand benutzt Hartmut; schnell zieht ein Normannenheer heran, und nachdem seine wiederholte Werbung von Gudruu wieder zurückgewiesen ist, beginnt der Sturm auf die Burg, deren Besatzung bald überwältigt ist. Hartmut verbietet seinen Mannen die Plünderung; aber den herrlichsten Schatz, die Gudrun, nimmt er selbst mit und führt sie von dannen; sechzig Jungfrauen aus der Burg werden ebenfalls mitgeführt, unter ihnen die treue Hildburg. Schnell sendet Hilde Boten an Hettel und Herwig, welche auf die Nachricht hm mit Sigfried Frieden schließen und dem Räuber der Jungfrau nachsetzen. Auf dem Wulpensande, einer Nordseeinsel, werden die Normannen eingeholt, und es beginnt hier eine Schlacht, welche in schon sehr alten Liedern durch ganz Deutschland gefeiert wird. Wie die Schneestürze von den Bergen rollen, so fliegen die Speere ans den Händen; bis unter die Arme stehen die Helden im Wasser; blutigroth färbt sich das Meer weit hinaus von dem Blute der Erschlagenen. Unter diesen ist auch Hettel, der von den Händen Ludwigs, Hartmuts Vater, fiel; erbittert über diesen Verlust, erneuert Wate mit furchtbarer Wuth den Kampf, bis endlich die Dunkelheit Freund an Freund feindlich gerathen läßt und den Kampf zu beenden gebietet. Während der Nacht entfliehen die Normannen mit ihrer köstlichen Beute; da zum Nachsetzen keine

7. Mittelalter - S. 89

1879 - Dillenburg : Seel
— 89 — Kräfte mehr vorhanden sind — die ganze Jugend Hegelingens lag erschlagen aus dem Schlachtselde —, so mutz Wate still und seuszeud in die verlassene Burg einziehen. Aus Befragen Hilde's theilt er ihr mit, daß die Helden erschlagen seien, und als sie zu einem sofortigen neuen Rachezuge auffordert, sagt er: „Weuu das junge Geschlecht im Lande herangewachsen ist, dann kommt die Zeit der Ahndung für Ludwig und Hartmut." In Trauer und Thränen naht Gndruu dem Gestade des Normannenlandes. Im Angesichte der Burg redet Ludwig der Gudruu freundlich zu, in die Werbung seines Sohnes zu willigen; Gudruu aber erklärt, daß sie lieber in den Tod ging, als daß sie Herwig die Treue breche. Da ergreift sie Ludwig am goldgelbe» Haar und schlendert sie in die See hinaus; Hartmut springt ihr nach, und es gelingt ihm, sie zu retten. In der Königsburg angelangt, redet ihr Gerlinde, Hartmuts Mutter, anfangs freundlich zu; als aber dies Mittel, Gudruu ihren Plänen geneigt zu machen, erfolglos bleibt, da greift sie zu Gewalt und Mishaudluug. Gudruu muß die niedrigsten Magddienste verrichten, den Ofen heizen und die Gewänder der Ritter am Meeresufer waschen. Obgleich diese Mishaudluug durch dreizehn lange und bange Jahr hindurch fortdauert, so bleibt doch ihr Herz geduldig und ihr Sinn getreu. Als sie einst wieder am Meeresufer beschäftigt ist, naht eine Schwaneujungfrau und verkündet die nahe Rettung. Am andern Morgen, als Gndrnn und Hildburg wiederum am Meeresufer mit Waschen von Leinewand beschäftigt sind, nahen Herwig und Ortwin, um Kunde einzuziehen von der lange vermißten und so sehnlich gesuchten Geliebten und Schwester. Sie erkennen Gudruu in der Magdkleidung nicht, fragen sie nach Land und Leute und erfahren, daß die Burg wohl bewaffnet und stark besetzt sei und daß man hier nur einen Feind fürchte, die Hegelingen. Da die beiden Jungfrauen, in ihrer leichten Kleidung und im tiefen Schnee stehend, während der langen Unterredung vor Kälte zittern, bieten Herwig und Ortwin ihnen ihre Mäntel zur Bedeckung an; aber Gndrnn weist sie zurück, indem sie entgegnet: „Da soll mich Gott bewahren, daß jemals einer an meinem Leibe Manneskleider sehe." Auf die Frage nach Gndrnn erwidert sie, daß diese vor langem Leid frühen Tod gesunden habe. Und als sie bei diesen Worten Thränen in den Augen der beiden Helden sieht, da fragt sie: „Ist euch die edle Gudruu verwandt?" „Mir war sie verlobt mit dem Schwur der Treue!" antwortete Herwig und nennt dann auch Ortwin's Namen, so sich und seinen Begleiter verrathend.

8. Mittelalter - S. 90

1879 - Dillenburg : Seel
Nun gibt auch Gudruu sich zu erkennen, und unter heißenthränen umarmen sich Braut und Bräutigam, Bruder und Schwester. Herwig will die Geliebte sofort mit sich führen, aber Ortwin verbietet es, denn er will nicht heimlich entwenden, was er mit Waffengewalt erringen muß. Gudrun wirst, da die Rettung so nahe ist, die Wäsche ins Meer und kehrt mit Hildburg zurück in die Burg, wo sie mit harten Worten empfangen wird; Gerlinde will sie sogar züchtigen lassen, was aber Gudrun zu verhindern weiß, indem sie sich stellt, als wolle sie Harlmnt heiraten, in der gewissen Zuversicht, daß ihr jetzt Erlösung bevorstehe. Herwig und Ortwin sind unterdessen zu dem Heere zurückgekehrt und haben die Schmach verkündigt, welche die edle Gudrun die ganze Zeit erduldet hat; darüber erhebt sich laute Klage. Der alte Wate aber heißt die Ritter, die Schmach anders zu sühnen, als mit Wehklagen; die Wäsche der Gudrun sollen sie reinwaschen, indem sie dieselbe roth färben mit Normannenblut. Noch in der Nacht beginnt der Kampf; tapfer fechtend fällt der Normannenkönig Ludwig vou Herwig's Streichen; dafür will Gerlinde die Gudrun erschlagen haben und sendet Knechte, um sie zu todten; da wehrt Hartmut das über dem Haupte der Gudrun gezückte Schwert ab und rettet ihr so zum zweiteumale das Leben. In hartem Kampfe wird Hartmut gefangen genommen, und Wate dringt in das Frauengemach, um Rache an Gerlinde zu nehmen; Gudrun verleugnet sie, edelmüthig die Strafe von ihrer Peinigerin abzuwenden suchend. Aber Wate weiß Gerlinde zu finden und schlägt ihr das Haupt ab. — Nun folgt die Heimfahrt, Aussöhnung und dreifache Vermählung: Herwig's mit Gudrun, Hartmut's mit Hildburg und Ortwin's mit Ortrun, der Schwester Hartmut's. Beide Sagen aus der altdeutschen Heldenzeit stimmen darin überein, daß sie uns einen Hauptzug der alten Zeit vorführen: die Treue, die Treue der Geliebten gegen einander, die Treue der Dienstmannen gegen ihren Fürsten und die Treue des Königs gegen seine Dienstleute.. Sie unterscheiden sich dadurch, daß uns im Nibelungenlied der ganze Zauber, aber auch der ganze Schrecken der Tiefe des weiblichen Gemüthes, in der Gndrnnsage dagegen „die strengste Treue, das demüthige Dulden und der niemals entwürdigte Adel einer deutschen Frauenseele" (so Villmar) entgegentritt.
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